Psychotherapeutin /
Wien
Depression
Wenn sich die Wolke der Depression vor das letzte Fünkchen Hoffnung schiebt
Die Anzeichen für eine Depression können sehr unterschiedlich wahrgenommen werden. Allgemein bekannte Symptome wie Traurigkeit und Abgeschlagenheit werden noch am ehesten mit Depression assoziiert. Jedoch versuchen betroffene Personen häufig, sich durch diese “Stimmungstiefs” durch zu pushen. Schließlich wollen sie nach außen Stärke demonstrieren und den Erwartungen ihrer Umwelt entsprechen.
Wenn Sie diese beiden Fragen mit ja beantworten, sollten Sie mit einem/einer PsychotherapeutenIn oder einem Facharzt für Psychiatrie sprechen.
“Haben Sie sich in den letzten Monaten niedergeschlagen, deprimiert oder hoffnungslos gefühlt?”
“Haben Sie in den vergangenen Monaten bemerkt, dass Sie wenig Interesse aufbringen konnten oder keine Freude an dem empfanden, was Sie taten, obwohl sie früher Freude daran fanden?”
Depression ist heilbar, je eher Sie beginnen, desto schneller wird sich Besserung einstellen.
Depressionen kommen nicht plötzlich und gehen nicht von selbst. Meist entwickeln sie sich schleichend und führen in ein Gefühl völliger Erschöpfung und großer Leere. So wie man einen leeren Tank allmählich auffüllt, braucht es auch bei einer Depression Zeit, bis durch Medikamente und Psychotherapie wieder Kraft, Energie und Handlungsfähigkeit zur Verfügung stehen. Nehmen Sie sich Zeit für eine Genesung und Kraft aus der Erkenntnis „Langsam vorwärts zu kommen, ist besser, als auf der Stelle sitzen zu bleiben. Vertrauen Sie darauf, dass Ihr Leiden gut zu behandeln ist, auch wenn Sie derzeit kein Licht am Ende des Tunnels sehen und keine Hoffnung, dass sich Ihre Befindlichkeit verbessern kann! Viele Menschen vor Ihnen haben unter Depressionen gelitten und diese erfolgreich bewältigt.
Medizinische Erklärung
Aus medizinischer Sicht entsteht eine Depression aus einer ungenügenden Versorgung mit den Botenstoffen Noradrenalin und Serotonin im Gehirn. Diese beiden Stoffe sind für das allgemeine Wohlbefinden unerlässlich. Ist die Balance von Serotonin und Noradrenalin gegeben, fühlt sich der Mensch ausgeglichen. Kommt es jedoch zu einem Ungleichgewicht in der Versorgung durch diese Botenstoffe, stellt sich ein Gefühl der Abgestumpftheit, eine Gefühlsleere beziehungsweise Überdruss ein. Dem versucht der Betroffener durch Rückzug, Ruhe und Isolierung entgegen zu wirken.
Symptome
Es gibt zahlreiche andere Symptome welche leichter zu verheimlichen sind, jedoch das Selbstwertgefühl der betroffene Person stark belastet. Die häufigsten wahrnehmbaren Schwierigkeiten sind Gedächtnisprobleme, ein Aufmerksamkeitsdefizit, verminderte Fähigkeit zu planen und Entscheidungen zu treffen. Viele Betroffene nehmen auch keinen Krankenstand in Anspruch, da sie die Symptome nicht als krankheitswertig einstufen bzw. dem Stigma einer “psychischen Erkrankung” am Arbeitsplatz entgegen wirken wollen.
Depression entwickelt sich meist über einen längeren Zeitraum und wird medizinisch von leicht bis schwer diagnostiziert. Während bei einer leichten Depression die Symptome mit Abgeschlagenheit und Müdigkeit, als wenig krankheitswertig wahrnehmbar sind, können bei einer schweren Depression die Dinge des Alltags teilweise oder gar nicht mehr bewältigt werden. Depression ist von einem Stimmungstief klar, durch die zeitliche Dimension, abgrenzbar. Während ein “Stimmungstief” vorübergehend und von kurzer Dauer ist (ungefähr zwei Wochen), kann eine Depression über Wochen, Monate, ja sogar Jahre anhalten. Diese Begleiterscheinungen sind häufig:
- Schlafstörungen, Einschlaf-, Durchschlafschwierigkeiten, frühes Erwachen, hohes Schlafbedürfnis
- Schwierigkeiten morgens aufzustehen
- Rasche Erschöpfung, auch wenn die Tätigkeit nicht anstrengend erscheint
- Rapide Gewichtszunahme oder Gewichtsverlust
- Unfähigkeit Gefühle zu spüren – “wie taub”
- Veränderungen im Sexualverhalten
- Schwierigkeiten Gefühle zu verbalisieren
- Verlangsamte Reaktion in Motorik und Kommunikation
- Häufige Schuld- und Minderwertigkeitsgefühle
- Innere Leere
- Suizidale Gedanken
- Konzentrations- und Denkblockaden
- Gefühl von Sinn- und Wertlosigkeit, Aussichtslosigkeit
- Hoffnungslosigkeit
- Verminderter Antrieb
- Müdigkeit und Abgespanntheit
- Sozialer Rückzug
- Interessensverlust an Tätigkeiten, Veranstaltungen und Hobbys, die früher mit Freude gemacht oder besucht wurden
- Verlust von Freude
Begünstigende äußere Umstände
Lebenssituationen die durch Erkrankung, Verlust, Tod, Gewalt, Angst … geprägt sind
- Unfall
- Scheidung, Trennung
- Belastungen in der Beziehung, Familie
- Chronische Schmerzen
- Erkrankungen ohne eine medizinische Diagnose
- Stress
- Hoher Erwartungsdruck
- Alkohol- und/oder Drogenkonsum
- Schwere Erkrankung eines Familienmitglieds
- Doppel- und Mehrfachbelastungen (Familie, Partnerschaft, Kinder und Beruf unter einen Hut zu bekommen)
Differenzierung zu Burnout
Während bei einer Depression die Ursachen eher im sozialen Bereich zu erkennen sind, ist beim Burnout als Ursache ein beruflicher Kontext klar im Vordergrund. Unter Burnout wird umgangssprachlich auch von einem Zusammenbruch auf körperlicher und/oder psychischer Ebene gesprochen. Begünstigt wird dieser “Kollaps” durch Überarbeitung, Leistungsdruck und/oder Stress.
Sehr engagierte und ehrgeizige Menschen, mit hohen Ansprüchen an sich selbst, können ihre eigenen Grenzen schwer wahrnehmen und arbeiten über das “Menschen Mögliche” hinaus. Menschen, die sich hauptsächlich über Leistung definieren und dabei sich selbst vergessen, können ihren eigenen Bedürfnissen nicht nachgehen. Um KollegenInnen und Chefs nicht zu enttäuschen, versuchen sie sich anzupassen und den wahrgenommenen Erwartungen, dieser Personen, zu entsprechen. Nach dem Motto: “Genug? Nein, es ist nie genug!”
Begünstigende äußere Auslöser für Burnout
- unangenehmes Arbeitsklima
- Leistungs- und/oder Zeitdruck
- Viele Überstunden, Überarbeitung
- Angst den Arbeitsplatz zu verlieren
- Vermehrte Kritik durch Kollegen und Vorgesetzten
- Mobbing
- Job nach Vorschrift – Eigenes kann nicht eingebracht werden, ist nicht gefragt oder erwünscht
Warum ich?
Häufig sind die Ursachen oder Auslöser für eine Depression schwer ersichtlich. Jedoch spielt eine genetische Veranlagung, neben einer Vermischung von psychologischen und Umwelteinflüssen, eine große Rolle. Ist/war ein Elternteil an einer Depression erkrankt, ist die Wahrscheinlichkeit selbst, im Laufe seines Lebens, an Depression zu erkranken um ca. 10% erhöht.
Ist die Erkrankung als endogen, also genetisch, definiert, spielen ebenso eine niedrige Frustrationstoleranz, ein sozialer Rückzug und ein “Vermeiden des Spürens” von Verzweiflung und/oder seelischem Schmerz eine prägende Rolle. Während die selben Belastungen an jemanden scheinbar spurlos vorbei gehen, können diese bei einer betroffenen Person zu einer Depression führen. Dies hat jedoch keinesfalls etwas mit “schwach” und/oder “unfähig” zu tun. Wie ein Mensch mit belastenden Situationen umgeht und über welche Lösungsstrategien er verfügt, basiert auf früh und unbewusst erlerntem Wissen. Anders gesagt: Wie jemand reagiert ist eine unbewusst erlernte Strategie. Auch wenn der Mensch rational weiß, dass diese Handlung nicht zum Erfolg führt, kann er seine Handlungen nicht oder nur kaum verändern. Oft wurden bereits mehrere Versuche, meist mehr oder weniger erfolglos, unternommen um anders mit Situationen umzugehen.
Daten der WHO – Weltgesundheitsorganisation
– Depression in Europa
Ungefähr 25% der Bevölkerung erleben in einem Jahr Depressions- oder Angstzustände. In der Europäischen Region sind 19% der Erkrankungen neuropsychiatrische Störungen, innerhalb der EU wird von 26% gesprochen.
Bis zu 50% längere Fehlzeiten durch Depression oder Angst
Weniger als 50% der, an schweren Depression, erkrankten Personen werden behandelt.
170 Mrd. € veranschlagt die EU für die Behandlung von Angstzustände und Stimmungsstörungen.
– Depression weltweit
Weltweit sind schätzungsweise 350 Millionen Menschen aller Altersgruppen und Gesellschaftsschichten von Depression betroffen.
Depression ist der Hauptgrund für Arbeitsunfähigkeit und verursacht daher den größten Teil der Gemeinkosten für Erkrankungen.
Mehr Frauen als Männer sind betroffen
Depression begünstigt Suizid
Es gibt effektive Behandlungsmethoden
Trotz anerkannter und wirksamer Therapiemöglichkeiten sind weniger als 50%, in vielen Ländern weniger als 10%, der Betroffenen in Behandlung. Dies basiert einerseits auf mangelnder Ressourcen und entsprechenden qualitativen Angeboten der Gesundheitssysteme, sowie andererseits auf dem Stigma einer “psychischen Erkrankung”. Als weiterer Grund wird eine Nichterkennung der Depression genannt. Ebenso zu erwähnen ist die zusätzliche, finanzielle Belastung durch eine längere Therapiedauer, welche für manche Betroffene nur schwer oder nicht finanzierbar sind.
Unabhängig von der Schwere der Depression ist es wichtig, eine eventuell notwendige, medikamentöse Unterstützung durch Antidepressiva abzuklären. Die Medikation soll die Aktivität der Botenstoffe Serotonin und Noradrenalin fördern. Ein Facharzt für Psychiatrie erstellt die Diagnose und entscheidet welche Antidepressiva für die betroffene Person hilfreich sind. Speziell am Beginn der Medikamenteneinnahme kann es zu Nebenwirkungen kommen – ein Facharzt kann Sie darüber informieren und Sie unterstützend begleiten.
Neben der medikamentösen Behandlung ist eine Psychotherapie sinnvoll. Am Beginn geht es darum die betroffene Person zu stabilisieren und Ressourcen ausfindig zu machen. Anschließend können auslösenden Faktoren ergründet und die eigenen Handlungsabläufe reflektiert werden. Verhaltensmuster können oft nicht einfach verändert werden, da es besonders wichtig ist, deren “Gewinn” zu verstehen und den Nutzen klar zu machen. Erst wenn klar ist, worauf die Person “verzichten” müsste, können neue Optionen gesucht und ausprobiert werden.
Eine Depression ist nicht von heute auf morgen entstanden, sie entwickelt sich über einen meist größeren Zeitraum. Bereits während der Stabilisierungsphase kann, durch gute Einstellung der Medikation und Psychotherapie, rasch eine Verbesserung der Stimmung wahrgenommen werden.
Alles braucht seine Zeit
Da Stress eine bedeutende Rolle für das Entstehen einer Depression spielt, achte ich im therapeutischen Prozess besonders darauf, dass dieser nicht auch in der Therapie den Ton angibt. Sich für die Reflexion der eigenen Handlungen und deren Veränderung, Zeit zu nehmen, ist ein Schritt in Richtung “Entschleunigung” und “im Jetzt zu leben”.